500 Jahre Reformation – Aufbruch zur Freiheit

Ausstellung im Landesmuseum Schloss Gottorf

Luther goes Nord

Auch wenn Luther selbst nie den Ostseeraum besucht hat, entstand dort das größte geschlossene lutherische Gebiet Europas. Wie sich seine Ideen in Norddeutschland, Skandinavien und im Baltikum ausbreiteten, zeigt ab eine Ausstellung in Schloss Gottorf.

Croy-Teppich Historie auf 30 Quadratmetern: der Croy-Teppich von 1554 ist eines der beeindruckendsten Stücke der Ausstellung. Foto: Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

Nach und nach schlossen sich fast alle Gebiete im Norden und rings um die Ostsee der Reformation an. Für die Menschen brachte das tiefgreifende soziale und kulturelle Veränderungen mit sich. Bis heute prägt das Luthertum die Identität der Menschen in Norddeutschland, Skandinavien und im Baltikum.

Ausstellung zeigt die wichtigsten Köpfe der Reformation

In einer gemeinsamen Ausstellung zeigen das Pommersche Landesmuseum Greifswald und das Landesmuseum Schloss Gottorf in Schleswig die wichtigsten Köpfe der Reformation im Norden. Zu sehen sind zudem die entscheidenden Stationen der Ausbreitung des neuen Glaubens in Dänemark, Schleswig, Holstein, Mecklenburg und Pommern. Auch die evangelische Nordkirche ist an der Ausstellung beteiligt.

Johannes Bugenhagen hat entscheidend dazu beigetragen, dass sich die Lutherschen Lehren im Norden ausbreiteten. Der Weggefährte des Reformators, genannt "Doctor Pomeranus", übersetzte die Bibel ins Niederdeutsche. Damit machte er sie vielen Menschen überhaupt erst zugänglich.

Reformation inspirierte die Bilderwelt

Welche Impulse die Reformation auf die Bildende Kunst hatte, lässt sich an den acht ausgestellten Werken Lucas Cranachs wie etwa dem Gemälde "Kindersegen" von 1537 erkennen.

Auch in den Werken der Romantiker wie etwa Caspar David Friedrich oder Philipp Otto Runge spiegelt sich der neue Glaube wider. Runges "Petrus auf dem Meer" ist eine Leihgabe der Hamburger Kunsthalle.

Wie präsent der neue Glaube auch im Alltag war, zeigen biblische Szenen auf den ausgestellten Keramiken, Truhen oder Schränken.

Das Ende der Klostertradition

Große Auswirkungen hatte die Reformation auf die ausgeprägte Klosterkultur im Norden. In Eldena bei Greifswald etwa hatten sich 1195 Zisterziensermönche niedergelassen, im Kloster Cismar in Holstein 1245 Benediktiner. Klöster waren Bildungseinrichtungen und auch wirtschaftlich bedeutend für die Region. Wie es ihnen mit der Verbreitung der Reformation erging, zeigt der Film von Cindy Schmidt.

Die kulturellen Kristallisationszentren verschwanden von der Bildfläche ebenso wie Kapellen und Wegkreuze. Luther lehnte das klösterliche Leben ab. So wurden nach 1517 viele Klöster aufgelöst, Bildung und Armenfürsorge mussten durch die Landesherren oder die Städte neu geregelt werden. Das galt auch für das Graukloster in Schleswig (gegründet 1234) und das graue Kloster in Greifwald (1242), beides Einrichtungen der Franziskaner.

Starkes Band zwischen Landesherren und Reformation

Eine zentrale Rolle spielten im Norden die Verbindungen zu den herrschenden Fürsten. Luther kannte etwa die dänischen Könige Christian I. und II. sowie Herzog Barnim IX. von Pommern persönlich.

Wie eng das Verhältnis zwischen Landesherren und der Reformation war, dokumentiert der Croÿ-Teppich von 1554. Auf fast 28 Quadratmetern zeigt das einzigartige kulturhistorische Zeugnis die Hochzeit des pommerschen Herzog Philipp I. mit seiner Frau Maria. Die Feier bedeutete die Vereinigung zweier mächtiger Familien, der sächsischen Ernestiner mit dem Haus der pommerschen Könige. Von der Kanzel aus predigt Luther selbst.

Die Ausstellung läuft bis Ende Januar 2018. Zuvor war sie im Pommerschen Landesmuseum in Greifswald zu sehen. Die Kulturstaatsministerin fördert die Ausstellung mit bis zu 241.000 Euro.

Donnerstag, 5. Oktober 2017

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